Gefährdete Tierarten finden regelmäßig den Weg in Presseberichte und Veröffentlichungen der verschiedenen Schutzorganisationen.
Weltweit sind 29% der Amphibien, 21% der Säugetiere und 12% der Vögel vom Aussterben bedroht.
Vieles davon eine Folge der expandierenden und profitorientierten Lebensweise der Menschheit.
Nur einen kleinen Teil davon machen die bedrohten Nutztierarten aus.
Noch vor wenigen Jahrzehnten waren eben diese unterschiedlichen Nutztiere zahlreich in der Landwirtschaft zu finden. Die Artenvielfalt auf den Bauernhöfen hat sich reduziert auf eine Art Kuh, ein Schwein, ein Schaf, ein Huhn. Die Auswahl erfolgt notgedrungen nach den Kriterien von Produktivität und niedrigem Preis.
Umso anfälliger werden die genetisch mageren Bestände für die verschiedensten Krankheiten, vor allem wenn sie in der Massentierhaltung untergebracht sind.
Das kulturelle Erbe für die uns nachfolgenden Generationen wird so immer dünner und die Anpassungsfähigkeit an sich zukünftig ändernde Umweltbedingungen geht nachhaltig verloren.
Eben diese Wertigkeit und Anpassungsfähigkeit aber sind unserer Meinung nach einer der Schlüssel für die Wichtigkeit von Brauchtumspflege – nicht nur als reiner Arterhalt, sondern auch als Erhalt von Werten, Kenntnissen und Entwicklungen.
Auf Grundlage dieser Überlegungen hat der Arbeitskreis Tierkunde sich in den vergangenen Monate umfassend mit dem Thema der bedrohten Nutztierarten auseinandergesetzt.
Mit der Zielsetzung eigener Umsetzung haben wir unsere Möglichkeiten geprüft hier aktiv einen Beitrag zu leisten.
Unsere Wahl ist, aufgrund verschiedener Kontakte und eigener Bezüge, auf die Esel gefallen – und hier auf die Rasse der Poitou-Esel.
Ein kleiner Exkurs zu Eseln und speziell den „Baudet de Poitou“:
Esel wurden, nach bisherigen Erkenntnissen bereits im 4. Jahrtausend v. Chr. im Nildelta domestiziert und gelten als zweite Nutztierrasse der Menschheitsgeschichte.
Bis zum Beginn der Industrialisierung fanden sie ihre Verwendung vor allem als Last- und Zugtiere.
Den Poitou-Esel gibt es mindestens seit dem 10. Jahrhundert und er gehört zu den sogenannten Groß-Eseln. Eingesetzt wurde er als Last- und Zugtier ebenso wie zur Zucht von Maultieren.
1978 wurde der Weltbestand der reinrassigen Poitou-Esel auf 44 Tiere beziffert. Seitdem bemüht sich das französische Landwirtschaftsministerium in Zusammenarbeit mit Züchtern um gezielte Erhaltungsmaßnahmen.
Der Poitou-Esel findet sich in Deutschland vor allem in Zoos, Tierparks und bei wenigen privaten Züchtern.
Der Bestand wurde durch das vorsichtige Einzüchten anderer Großesel (z.B. katalanischer Riesen-Esel) wieder erweitert. Aktuell wird der Bestand der reinrassigen Poitou-Esel weltweit auf 700 Tiere beziffert. Er steht weiterhin auf der Roten Liste der gefährdeten Nutztierarten.
Bis zum Sommer 2012 werden wir in Eigenarbeit auf unserem Vereinsgelände die Voraussetzungen schaffen, um selbst vorerst 2 Esel in Offenstallhaltung aufnehmen zu können.
Unser Ziel ist es uns einerseits an der Erhaltungszucht zu beteiligen, andererseits auch mit den Eseln zu arbeiten und Interessierten die Möglichkeit zu bieten sich vor Ort über die Rasse und ihre Haltung und Möglichkeiten zu informieren.
Die Anschaffungskosten der Poitou-Esel sind aufgrund ihrer Seltenheit recht hoch.
Die Preise reichen von mindestens 1500€ bis zu 6000€ oder in Einzelfällen sogar 10.000€
Die Voraussetzungen für die Haltung kann unser Verein mit eigener Arbeitsleistung schaffen, freut sich auch über Helfer beim Drainieren des Paddocks oder dem Errichten des neuen Offenstalles.
Finanzielle Unterstützung benötigen wir noch für den Ankauf der Tiere.
Gerne vergeben wir Patenschaften.