Schade ich mir, wenn ich mein Wissen weitergebe?
Nicht zwangsläufig - es ist eher eine Frage von "welches Wissen gebe ich wem weiter". Wissen mehrt sich, wenn es weiter gegeben wird. Das nützt mir auch. Aber ich denke, man sollte immer noch etwas für Notfälle in der Hinterhand haben, und darauf achten, daß derjenige, mit dem man sein Wissen teilt auch damit umgehen kann. Nicht jedem kann ich alles erzählen was ich weiß, manches davon wird von einigen Personen sicher falsch aufgefasst, oder gar nicht erst verstanden.
Außerdem macht es z.B keinen Sinn eigenen Konkurrenten das Wissen zu vermitteln, das man eigentlich verwenden würde, sich gegen sie durchzusetzen. Ich werde einem Feind sicher nicht erklären, warum ich meine Festung wie gebaut habe.
Also nein, Wissen weiter geben schadet mir nicht - es nützt mir, vorrausgesetzt es passiert bewusst und angemessen.
Zitat
Wenn ich viel weiss, aber niemand weiss, dass ich viel weiss, was nützt mir dieses Wissen dann?
Es verschafft mir innere Genugtuung, weil die Menge von dem was ich nicht weiß kleiner wird.
Das gibt mir ein Gefühl von Sicherheit, da ich abwägen und besser entscheiden kann.
Da stimme ich earth1 zu, ich kann gar nicht zu viel Wissen haben - ich kann mich aber darin verlieren, wenn ich nicht aufpasse, und mich von meinem Ziel ablenken lassen. Das ist dann die Situation, wo die Tassse Tee schon voll ist.
Andererseits wird das Weitergeben von Wissen immer wieder auch als Manipulation ausgelegt. Als zu aufdringlich. Oder besserwissend.
Daß die weitergabe von Wissen Manipulation sein soll, das kenen ich so nicht - wenn es als aufdringlich oder besserwisserisch ausgelegt wird, ist es das meistens auch. Ich sollte schon wissen, ob ich Wissen weitergebe, weil mein Gesprächspartner es braucht (und will!), oder weil ich gut dastehen will.
Kann ich es einfach so weitergeben oder muss sowieso jeder sein eigenes Wissen ansammeln?
Ja.
Du kannst es einfach so weitergeben, aber ohne Erfahrung bleibt es dann theoretisch und leer.
Was nützen mir Jahre der Schulzeit, Studium, Arbeit, Leben?
Das habe ich mich schon oft gefragt. Das Leben nützt mir sicher vieles, da ich ja selbst mitkriege, daß ich immer wieder Entwicklungen durchlebe - und wer weiß, was es mir als Seele noch alles bringt, was ich in meiner derzeitigen Form gar nicht mitkriege.
Beim Studium ist die Sache schon schwieriger - ich habe sicher eine Menge interessanter Dinge gelernt, aber bei weitem nicht so viel wie es bietet - dazu hätte ich mich dem Studium voll und ganz verschreiben müssen, und das habe ich nie. Das war mir schon immer viel zu einseitig. Viele der gelernten Dinge können mir als Forscher oder Lehrer nützen, aber was nützen sie mir wirklich? Die meisten alltagsprobleme kann ich damit nicht lösen. Nichtmal bei meiner Lehraufgabe hat mir mein Studium jemals geholfen - Pädagogik ist einfach eine Beschäftigungs- und keine Lernveranstaltung.
Die Physik - zum Teil sind die Sachen nützlich, weil sie eine gewisse Einsicht in technische Geräte und Naturphänomene gibt, und so z.B. meine Sicherheit im aAltag erhöht. Oder mir konkret erlaubt, eine Verteilerkasten zu installieren, etc. Aber wirklich viel anfassbares ist nicht dabei. Schon gar nicht so praktische Dinge wie Handwerke, Volksmedizin, oder Rechtliches.
Beim Englischen ist es noch schlimmer - was nützt mir das Studium? Englisch konnte ich vorher schon. Hmmm. Ich habe meine Ausprache ein wenig verbessert und eine neue Trainingsmethode bekommen. Ich habe einige (wenige) Erfahrungen mit Übersetzungen gesammelt, und ein paar Romane gelesen. Ah, und ein Bisschen was über Geschichte gehört. Praxisbezug...? Hmmm...
Was mache ich mit meinem Wissen, wenn ich mich nicht traue es auszusprechen?
Du nimmst es mit ins Grab.
Dann war die ganze erbrachte Arbeit wirklich umsonst. Dann machst Du es wie die alten chinesichen Meister, die zum Teil ganze Wissensgebiete aussterben ließen, da sie nichtmal mehr ihre Kinder lehrten. Sie hatten das Wissen, fanden sich vollendet, und das reichte ihnen. Ich finde das sinnlos.
Wann habt ihr zuletzt darüber nachgedacht was ihr wißt?
Und ob ihr aus allem was ihr wißt auch wirklich schöpft?
Über das was ich weiß, denke ich oft nach. Darüber ob ich aus allem schöpfe eher selten... Sollte ich vielleicht öfter tun. Denn mir fällt immer wieder auf, daß da doch immer noch ein quäntchen mehr it, als ich mir im ersten Moment bewusst mache - und daß es noch viele Querverbindungen gibt.
Geschriebenes Wissen finde ich immer schwieriger, als gesprochenes. Es ist so fest, kann falsch verstanden werden und ist auch nicht sofort, also von Angesicht zu Angesicht, korrigierbar.
Oder wird es durch das geschriebene nur bewusster, wie wir uns manchmal falsch verstehen, interpretieren usw??
Das liegt daran, daß wir beim geschrieben Wort mehr Zeit zum Nachdenken haben. Im Gespräch haben wir nicht nur wesentlich mehr Sinnesinformation zu verarbeiten, wir haben auch Zeitdruck. Sprecher haben keine Pausetaste.
Beim Lesen können wir in aller ruhe analysieren, und da fällt uns mehr auf, wieviel wir eigentlich interpretieren.