Noch sieht man diese Kugelförmige Pflanze hoch oben in den Wipfeln der Bäume.
Ein Strauch zwischen Himmel und Erde, dessen gelbgrüne Stängel sich halb Gabelig – wie eine Wünschelrute – verzweigen und lanzetten- bis spatenförmige, leicht gedrehte Blätter trägt. Im Winter, wenn die Sonne uns so wenig Wärme schenkt, reifen die weißen Beeren dieser Pflanze aus und dienen so als Nahrungsquelle, wenn unsere gefiederten Freunde wenig anderes finden.

Schon die alten Griechen betrachteten sie als ein Mittel gegen Gift. Andere Völker glaubten, sie könne Schlösser aufbrechen und vor Feuer und Krankheiten schützen. Männer und Frauen trugen Armbänder, an denen hölzerne Amulette klapperten, und über den Zimmertüren hängt sie zuweilen noch heute zum Schutz gegen Hexen und böse Geister.
Mut, Gesundheit, Fruchtbarkeit und Glück werden ihr zugesprochen.

Viele Mysterien und Sagen ranken sich diese Pflanze.

Die dramatischste ist die von Baldur, dem nordischen Gott der Sonne und des Sommers.
Der Vegetationsgott träumte Nacht für Nacht, er würde einmal ermordet werden. Seine Mutter Frigga nahm das für ein böses Vorzeichen. Sie suchte die gesamte beseelte und unbeseelte Natur auf - Steine und Metalle, Wasser und Feuer, Tiere und Pflanzen - und ließ sich von allen versprechen, daß sie Baldur nichts antun würden. Nur die Allheilende ließ sie aus. Als der eifersüchtige Gott Loki davon erfuhr, gab er Baldurs blindem Bruder Hödur einen Pfeil aus dem Holz, der Baldur traf und tötete.
Seltsamerweise ist ein ähnlicher Mythos auch in Afrika heimisch, wo viele Stämme glauben, ihre Häuptlinge könnten nur durch einen Pfeil aus diesem Holz getötet werden.

In der griechischen Mythologie wird sie wegen ihrer narkotisch-psychoaktiven Eigenschaften erwähnt: Wahrscheinlich ist sie die "Goldene Zauberrute" des Äneas, der mit ihrer Hilfe in die Unterwelt eindrang.

In der Volksheilkunde wird sie zur Beruhigung eingesetzt. Ebenso als Mittel gegen Epilepsie und Schwindelanfälle; bei Herz- und Kreislauferkrankungen; der Krebstherapie oder zur Stabilisierung der DNA. Sie gilt als gefäßerweiternd, blutdrucksenkend, herzstärkend, stoffwechselanregend, blutstillend, krampflösend (auch bei Asthma) und die Abwehrkräfte stärkend.

Die Allheilende, wird sie mancherorts genannt - Kaum ein Wunder, Untersucht man einmal ihre bekannten Inhaltstoffe:

- Bitterstoff, zum steigern von Magen- und Gallensaftsekretion, was damit appetitanregend und Verdauungsfördernd wirkt.
- Asparagin - eine Aminosäure die den Körper bei der Entgiftung unterstützt
- Cholin hat in Gehirn- und Nervenzellen eine wichtige Funktion bei der Bildung vom Neurotransmitter (Nervenübertragungsstoff) Azetylcholin.
- Inositol – eine weit verbreitete Zuckerart, die in Muskeln gefunden wird und dort für deren Wachstum erforderlich ist. Darüber hinaus stabilisiert Inositol die Zellmembran.
- Oleanolsäure, ist eine hochkomplexe organische Verbindung der Klasse Triterpene.
Die Säure wirkt sich auf die Zelldifferenzierung aus, hilft gegen Entzündungen, ist in der Lage aggressive Radikale zu neutralisieren und wirkt so der Alterung und Veränderung von Zellen entgegen. Außerdem werden Terpene bei aggressiven Geschwüren oder auch Malaria eingesetzt.
- Pyridin, ist in der chemischen Industrie sowohl ein bedeutender Synthesebaustein für die Arzneimittel- oder Herbizidherstellung als auch ein gängiges Lösungsmittel für chemische Reaktionen.
- Saponine, bilden bei Kontakt mit Wasser eine schaumige, seifige Lösung. Eine feine Basis für schleimlösende Hustenmittel. Saponine sind aber auch Wassertreiben und werden zur Behandlung Nierenbecken- und Blasenkatharen genutzt. Aber auch zur Bindung von Nahrungscholesterin wirkt dieser Bestandteil.
- Tyramin, wirkt als indirektes Sympathikomimetikum, d.h. es besitzt adrenerge (Adrenalin-artigerregende) Wirkung auf sympathische Nerven. Es setzt als Gewebshormon aus den Nervenenden des Sympathikus Noradrenalin frei und wirkt damit blutdrucksteigernd und
uteruskontrahierend.
- Magnesium ist am Aufbau von Knochen und Zähnen beteiligt, spielt eine Rolle bei der Erregbarkeit von Muskel und Nerven und ist aktiv im Kohlenhydrat- und Eiweißstoffwechsel.
- Zink ist von essentieller Bedeutung für die Kernfunktionen wie Verdauung, Fortpflanzung, Wachstum und an zahlreichen Stoffwechselwegen im Körper beteiligt.

Des weiteren finden sich Querecetin, Urson, Viscotoxin, Inosit, Viscin, Pyridin…

Abhängig vom Wirtsbaum finden sich noch weitere Merkmale.
Von der Eiche genommen, wurde eine bemerkenswerte antiepilepische Wirkung festgestellt.
Vom Apfelbaum empfangen, wirkt dem Unterleibskrebs entgegen.
Die Ulme hilft bei Erkrankungen der Lunge
Mit der Kiefer als Wirt, wird bei Schilddrüsenproblemen angeraten.
Oder besonders stärkend nach schweren Operationen oder einer Chemotherapie, wie auch bei schlecht heilenden Wunden soll der Eschewirt ihre Heilkraft fördern.

Weitere Synonyme sind übrigens: Affalter, Albranken, Birnäpsel, Bocksfutter, Donarbesen, Drudenfuss, Geisskraut, Heil aller Schäden, Heiligkreuzholz, Hexenbesen, Hexenchrut, Hexennest, Immergrün, Kenster, Knisterholz, Marenstocken, Vogelchrut, Vogelleimholz, Vogelmistel, Wintergrün, Wintersamen.

Gemeint ist die heilige Pflanze der Druiden – die Mistel.
Der letzte Baum auf Fionns Stufen.

Und wer nun noch nicht genug über dies heilige Pflänzchen gefunden hat, sei auf folgende Geschichte verwiesen: Wie die Mistel ihren Stamm verlor…